Lass uns wundern gehen

Gestern hast du mich zum gemeinsamen wundern eingeladen. Auf dem Weg ins Leipziger Lukas-Café am Augustusplatz, wo wir in einem Atrium bei einem Kaffee, so lange wir wollen, ununterbrochen plaudern können. Ich stelle mir vor, dass es nicht nur um erstaunen gehen wird, sondern um Wunder tun, wie es die Menschen – in Phantasie und Verzweiflung – seit eh und je Zauberern, Heilern oder Heiligen zumuten.

„Ist das nicht ein schöner Vorausgedanke in Zeiten, wo so vieles scheitert“, werde ich sagen und: „Lass uns die Müdigkeit und Zauderlast abstreifen und ‚umherwundern‘, so wie wir es in Gegenden, Gedanken und Gefühlen tun, um zu entdecken, dass wir uns, weil wir das tun, verändern“.

„Wenn das so einfach wäre“, wirst du sagen und ein wenig seufzen und: „Wäre es dann noch ein Wunder?“ Oder: „Dann lass uns die bewundern, die sich aus den Grenzen lösen, die sie selbst errichtet und aus Gespinsten, in denen sie sich verfangen haben.“

Sich lösen aus all dem, das sie bislang für möglich und notwendig hielten, um sich – aus sich selbst heraus? – aufzuschwingen in Sichtbarkeit, als wären sie auf einmal Verbündete des Lichts. Als wäre das Leben ein Vergnügen.

„Wer bietet dafür endlich Aus- und Weiterbildung an, Kurse zum Kurswechsel“, wirst du fragen …

*/-_I·: gendern

Ja, ich gendere. Mit gemischten Gefühlen. Was kann gendern schon ändern? Mein Denken? Mein Tun? Tue ich beim gendern nicht nur so ‚als ob‘? Als ob dadurch etwas ‚besser‘ wird? Natürlich nicht. Kann es aber etwas anregen, anstoßen? Unser Zusammenleben vernünftiger machen?

„Eingriffe in die Sprache reichen in die tiefen Schichten des Zusammenlebens hinein“, schreibt der deutsche Erziehungswissenschaftler Peter J. Brenner aktuell in einem Essay zum Gender-Thema. Tatsache ist, dass Gleichheit im Zusammenleben der Menschen bisher ein unrealistischer Wunsch ist. Tatsache ist, dass ich mich nur wohl mit anderen fühle, wenn sie nicht über oder unter mir stehen und sich nicht für besser oder schlechter, wichtiger oder wertloser halten. Weiterlesen

Risch

850 Jahre alt ist der Ort Risch im Schweizer Kanton Zug. 20 Kilometer von Luzern entfernt, hat er seit 2012 mehr als 10 000 Einwohner. ‚Städter‘ dürften sie sich deswegen nennen, möchten aber weiter lieber in einer ‚Gemeinde‘ leben und auch den Zusammenschluss mit der benachbarten Kleinstadt Rotkreuz nicht, die sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts kontinuierlich erweitert hat und seit Ende des letzten ein wichtiger Pharma-Standort ist. Weiterlesen