Ranftl

‚Ranftl‘ wurden in meiner Kindheit die Brotenden genannt. Auf sie war ich aus, soweit ich zurückdenken kann. Besonders gern mochte ich sie, wenn sie schön dick mit Schmalz bestrichen und gesalzen waren. Schmalz gewann die Großmutter aus Schmer, dem Bauchfett von Schweinen, das sie beim Fleischer kaufte und zu Hause in einer gusseisernen Pfanne ausließ. Brot wurde beim Bäcker gekauft. Als ich ungefähr Zehn war, war das häufig eine meiner Hausaufgaben. Der Brotlaib wurde zunächst geteilt und dann von der Mitte her abgeschnitten. Da war das Ranftl noch unsichtbar, doch Scheibe für Scheibe rückte es näher. War es aussichtsreich, meldete ich Bedarf an. Ich musste nicht befürchten, dass ich es nicht bekam, aber es war wie ein Ritual, das den Beteiligten gefiel. Weiterlesen

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Vom Invalidenplatz aus ging und fuhr ich an jenem 3. Juni auf direktem Weg zu einer Veranstaltung zu Ehren des Berliner Theaterwissenschaftlers Joachim Fiebach in die „Kulturbrauerei“ im Prenzlauer Berg. Mein Freund Andreas war einer der dort Vortragenden, ebenso Stefan Suschke, der Anfang der 1980er Jahre bei Fiebach studierte. Anschließend wurde er Schauspieldramaturg in Greifswald bis zum Ende der DDR, in den 1990er Jahren ein enger Mitarbeiter des Dramatikers und Regisseurs Heiner Müller und von 1997 bis 1999 künstlerischer Leiter des Berliner Ensembles. Zur Zeit ist Suschke Schauspieldirektor am Landestheater Linz. Weiterlesen

keine Wahlempfehlung

Enttäuschende Krummlinigkeit ist mein wichtigster Grund, in diesem Jahr weder AfD, CDU, FDP, Grüne, Linke, noch die SPD zu wählen. Vielleicht ist Geradlinigkeit in den Parteien einer repräsentativen Demokratie gar nicht möglich? Dann ist das das persönliche Dilemma, das ich nicht auflösen kann, denn mindestens so wichtig wie die Programmatik all dieser Politgruppen ist mir, dass ihre Ansichten und Versprechen auf innerer Überzeugung beruhen.

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