anders werden 2

ANDERS REISEN 1

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Es war an einem späten Nachmittag Anfang November 2019. Ich saß im „Café de France“ am Djemaa El Fna an einem der kleinen runden Tische auf der Terrasse im zweiten Stockwerk und las Elias Canettis „Stimmen von Marrakesch“. Mindestens nach jedem Absatz sah ich hinunter auf den fiebrigen Platz oder darüber hinweg bis zum Turm der Moschee La Koutoubia. Der 2017 verstorbene spanische Schriftsteller Juan Goytisolo, ein Zeitgefährte und Freund von Günter Grass, der in den 1960er Jahren hier im Herzen der Medina wohnte, verglich den Platz mit einem Palimpsest, einer immer wieder neu beschriebenen Manuskriptseite.

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anders werden 1

ANDERS DENKEN

Ist Undenkbares denkbar? Das ist keine spaßige Wortspielerei mit einem Paradoxon, sondern der ernsthafte Hintergrund, vor dem sich, wie vor dem legendären Sphinx, die Frage formt, ob unser Denken, auf das wir so stolz sind, an dem wir uns so gern berauschen, nicht letztlich doch begrenzt ist und uns – bis an das Ende unserer Tage? – gefangen setzt. Gibt es eine darüber hinaus reichende Antwort, mit der wir an ihm (dem Sphinx) vorbeikommen und in ihn (den Hintergrund) eindringen können? Als ein Gebilde aus Raum und Zeit vermuten wir ihn, haben aber kaum Indizien für Strukturen oder Wesenhaftes, für (in unserer begrenzten Begrifflichkeit) Kontinuität oder Chaos, geschweige denn für Zusammenhänge. Das Wort ‚unendlich‘ soll uns den Weg freimachen, ist aber nur ein Schnippchen, das wir uns selber schlagen. Und jetzt? ‚Aus die Maus‘?    Weiterlesen

Landtagswahl Sachsen 2019

Aus meiner persönlichen Notlage heraus habe ich, mir meiner Verantwortung bewusst,  eine ungültige Stimme abgegeben und Folgendes auf den Wahlzettel geschrieben:

„Die zugelassenen Parteien kann ich guten Gewissens nicht wählen. Die AfD ist jetzt keine Alternative mehr. Diese Art Wahl, das ist das Problem, befördert die dringend notwendigen Veränderungen in der Gesellschaft nicht.“

Greta Thunberg und die „Goldene Kamera“

Alljährlich verleiht die Funke Mediengruppe mit Sitz in Essen den deutschen Film- und Fernsehpreis „Goldene Kamera“. Greta Thunberg erhielt aus diesem Anlass gestern einen „Sonderpreis Klimaschutz“. Es hätte mir durchaus gefallen, wenn sie das Unterhaltungsspektakel des monopolistischen Großkonzerns gemieden, aber ihre andere Art zu denken, die ich erst noch – bestimmt nicht in Schulstunden! – erlernen muss, hat sie zu einer anderen Entscheidung geführt. Weiterlesen