Im Juni 1995, zu Christos Lebzeiten, fuhr ich eines Nachts im Auto nach Berlin, um im Sonnenaufgang den in jenen Tagen von ihm und seiner Frau Jeanne-Claude verhüllten Reichstag zu erleben. Der Journalist Hanno Rauterberg nennt das Ereignis heute eine „schöne, funkelnde Vermessenheit“, mit der Christo „die Macht des Faktischen“ überwunden habe „und allen vor Augen führte, was Kunst und Demokratie unbedingt brauchen: ein Denken, das über sich selbst hinausweist“. Klingt gut, ist aber so weit an des Pudels Kern vorbei wie die naive Absicht, den Planeten retten zu müssen. In uns steckt er nämlich drin, dieser Kern und nicht im Irgendwo um uns herum . Um unsere Rettung geht es und was wir dafür tun können: so leben, dass wir bleiben. Um nicht mehr. Um nicht weniger. Weiterlesen
Ranftl
‚Ranftl‘ wurden in meiner Kindheit die Brotenden genannt. Auf sie war ich aus, soweit ich zurückdenken kann. Besonders gern mochte ich sie, wenn sie schön dick mit Schmalz bestrichen und gesalzen waren. Schmalz gewann die Großmutter aus Schmer, dem Bauchfett von Schweinen, das sie beim Fleischer kaufte und zu Hause in einer gusseisernen Pfanne ausließ. Brot wurde beim Bäcker gekauft. Als ich ungefähr Zehn war, war das häufig eine meiner Hausaufgaben. Der Brotlaib wurde zunächst geteilt und dann von der Mitte her abgeschnitten. Da war das Ranftl noch unsichtbar, doch Scheibe für Scheibe rückte es näher. War es aussichtsreich, meldete ich Bedarf an. Ich musste nicht befürchten, dass ich es nicht bekam, aber es war wie ein Ritual, das den Beteiligten gefiel. Weiterlesen
Pilotprojekt BGE. Ergebnisse
In Deutschland sprechen sich regelmäßig 42 bis 52 Prozent der Bevölkerung dafür aus, ein Bedingungsloses Grundeinkommen einzuführen. (Quelle: IMAGO/Michael Gstettenbauer) Drei Jahre lang haben 107 Menschen in Deutschland 1200 € im Monat erhalten, steuerfrei und ohne Bedingungen. Im August 2020 schrieb ich zum Start des Experiments in diesem Blog den Beitrag „Pilotprojekt BGE“. Jetzt ist es abgeschlossen und ausgewertet. Weiterlesen
einfache Sprache
Häufig wird einfache Sprache mit leichter Sprache verwechselt, häufig auch von denen, die es wissen sollten. Leichte Sprache will schwer Verständliches ohne Hintergründe zugänglich machen. Vielmehr geht es darum, das miteinander leben zu erleichtern und Unverständnisse und Missverständnisse so gut wie möglich zu vermeiden. Mit Sätzen zum Beispiel, die den Konjunktiv vermeiden oder Synonyme oder Sonderzeichen oder genaue Zahlenangaben. Weiterlesen
Weltbilder
„Unser Gehirn sitzt in seiner dunklen Knochenhöhle, hat erst mal keine Ahnung von der Welt da draußen, muss sich seine Vorstellung von dieser Welt aus unzuverlässigen Sinnesdaten erschließen und dabei auch noch mit Unsicherheiten jonglieren“, schreibt der Neurologe Philipp Sterzer, Jahrgang 1970, in seinem Buch „Die Illusion der Vernunft“. Aus den Sinnesdaten und Unsicherheiten macht das Gehirn mit Hilfe von Veranlagungen und Erfahrungen ein Bild von der Welt. Mein Bild von der Welt. Weiterlesen