Scheinbar gelingt es uns nicht, in Einklang mit unserer Umwelt zu leben. Unsere Bereitschaft zu vernünftigem Handeln wächst (wenn überhaupt) viel langsamer als die Einsicht, alles tun zu müssen, damit die Gattung Mensch Zukunft behält. Weil wir nicht wahrhaben wollen, was wir wahrnehmen?
‚Anders denken‘ indessen ist keine neue Idee. „Cradle to Cradle“ („vom Ursprung zum Ursprung“) ist ein Ende der 1990er Jahre von dem deutschen Chemiker Michael Braungart und dem US-amerikanischen Architekten William McDonough gefundener Ansatz für eine konsequente Kreislaufwirtschaft.
Sie legen uns nahe, konsequent und vollständig Verantwortung für das zu übernehmen, was wir meinen produzieren zu müssen, damit es uns gut geht. Bisher wandert in Produktionsketten mit dem Übergang des Produkts von einem zum andern die Verantwortung mit. Beim Erwerb geht sie restlos auf den Konsumenten über. Weil sich beim Gebrauch oder der Verwertung die Produkte aber nicht in Luft auflösen, Bleibt an ihm auch die Verantwortung für die Entsorgung nach Nutzung oder Verbrauch hängen. Aus heiterem Himmel sollte ihn das bei ein wenig Gescheitheit allerdings nicht treffen, doch wieso erträgt er diese Zumutung so stoisch und faktisch widerstandslos? Weil er das Konsumierte so gern sein Eigen nennt?
Das haben ihm die Produzenten über Jahrhunderte sehr erfolgreich beigebracht und zusätzlich bei jeder Gelegenheit Neid und Gier geschürt. Sogar die Mär der Produzenten vom Wunsch des Konsumenten, der ihnen Befehl sei, schluckt er, weil er lieber seinen Wunschvorstellungen anhängt als unbequemen Tatsachen.
Was würde geschehen, wenn er plötzlich in Frage stellt, was ihm angeboten wird? Wenn er in diesem Sinne nachfragt? Gar eigenmächtig auf die Suche nach Alternativen ginge? Mündig würde? Und ihm das auch noch beigebracht – in Schulen! Doch das ist noch kein Thema. Vielleicht dereinst – demnächst? – einmal, wenn es mit dem System zu Ende geht, das wenigen sehr viel ermöglicht und den meisten fast nichts.
Bleibt die Verantwortung für Produkte bei den Produzenten, wäre der Konsument nicht etwa frei davon, sondern verantwortlich für einen vernünftigen Umgang mit ihnen oder den Verzicht darauf, wenn sich herausstellt, dass sie gar nicht nötig sind. Dann wäre das erste Mal auch die Erwartung realistisch, dass immer mehr (Umwelt)Verträgliches in Umlauf kommt. Das gar kein Eigentum mehr sein muss, sondern zu gegebener Zeit wieder in Kreisläufe eingeht, um, „Cradle to Cradle“, am Ende des Tages, am Anfang des nächsten, wieder (wenn nötig) zur Verfügung zu stehen.