“2052. Der neue Bericht an den Club of Rome”

„Wird die jüngere Generation die Lasten, die ihnen von der älteren Generation aufgebürdet werden, mit Gelassenheit akzeptieren?“, fragt Jørgen Randers in seiner 40 Jahre vorausschauenden globalen Prognose anlässlich des vor 40 Jahren erschienen Buches „Die Grenzen des Wachstums“, der erste Bericht an den Club of Rome.

„Die absoluten Wachstumsgrenzen der Erde werden im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht, wenn es der Menschheit nicht gelingt, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren“, war 1972 die zentrale These. „Krieg um Gerechtigkeit zwischen den Generationen“ betitelt der österreichische Biologe und Umweltaktivist Karl Wagner seinen Beitrag im neuen Bericht:

„Über die nächsten 40 Jahre werden wir erleben, wie zuerst das alte Paradigma bröckelt und anschließend die Strukturen, die auf diesem Denken aufbauen – also das System, das die derzeitige verschwenderische, ausbeuterische sowie spirituell und emotional un­terentwickelte Zivilisation aufrechterhält.

Aber bevor sich die Spannungen entladen, verschlechtern sich die Lebensumstände für die Mehrheit in der in­dustrialisierten Welt über Jahre hinweg. Zum Umbruch kommt es erst, wenn bei einer kriti­schen Masse von Menschen die Grenze der Geduld überschritten wurde.

Die Kultur des Konsumismus wird durch neue kulturelle Elemente abgelöst. Die überkommene Interpretation von Darwins Theorie, nämlich dass das Leben sich durch Wettbewerb und das Überleben des Stärksten entwickelt, wird durch die Einsicht ersetzt, dass hochentwickelte Lebensformen durch Kooperation und nicht durch Be­herrschung der einen durch die anderen entstanden sind. Ein neues Verständnis von Gemeinwesen entsteht.

In den nächsten Jahrzehnten bildet sich ein globales Bewusstsein heraus, eine zusätzliche geistige Sphäre. Vom cloud computing wird die Welt zum cloud thinking und womöglich sogar zum cloud feeling voranschreiten. Etwas anderes – „das Netz“ – wird für uns nicht nur logi­sche Schlussfolgerungen ableiten, es bestimmt auch die Agenda, indem es uns ständig Rückmeldung gibt, was alle anderen denken. Einige Menschen agieren dann als Vorreiter, indem sie aus dem alten System aussteigen und sich freiwillig einem neuen anschließen.

Der wichtigste Motor der Veränderung sind die entrechteten jungen Menschen. Die Analogie zu den europäischen Revolutionen von 1848 ist unerfreulich deutlich. Wie damals entpuppt sich Ungerechtigkeit als Zeitbombe – diesmal allerdings nicht nur in Eu­ropa, sondern auf der ganzen Welt. Weitere treibende Kräfte sind Urbanisierung, Klimawandel, peak oil (globales Öl­fördermaximum, das die Internationale Energieagentur auf das Jahr 2006 datierte) und schrumpfende Bevölkerungszahlen.

Ich glaube, dass der Widerstand von heute an immer intensiver wird und in den 2020er Jahren in Europa und den Vereinigten Staaten einen Höhepunkt erreicht, um dann zwangsläufig in irgendeine Art von Revolution zu münden. Dies ist unvermeidlich, da das alte System nicht von selbst verschwindet. Irgendetwas wird man unternehmen, um es mit Gewalt zu vertreiben. Diese Umwälzung könnte natürlich auch durch friedvolle parla­mentarische Debatten auf den Weg gebracht werden, aber so wird es nicht kommen.

Die Revolution wird eine globale sein, zuerst bricht sie aber in Europa, den Vereinigten Staaten und den anderen OECD-Ländern aus.“

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