Eine gute Freundin ist mit Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium nunmehr in einem Hospiz. Wie sie mit der Absehbarkeit ihrer Lebensfrist umgeht, wie ihr Leben, ihr Denken, ihre Wahrnehmung sich daraufhin verändert, versuche ich mir vorzustellen. Vergeblich. Ist das ein Ausstattungsmangel? Oder soll es mir nicht gelingen, weil ich das eigene Leben nur ertrage, solange ich seine Dauer nicht kenne? Offenbar ist es viel einfacher, mir NichtSein vorzustellen, solange es noch nichts mit mir selbst zu tun hat.
Liegt es daran, dass Sein und NichtSein gar keine Alternativen sind? Nur im Sein werde ich mir des NichtSeins bewusst. Nur aus dem Sein heraus kann ich es erreichen. Erfahren oder erfühlen kann ich es nicht, nicht so, dass es für das Sein eine Bedeutung bekäme. Das NichtSein ist ein Zustand außer mir, den ich, geht es mir einigermaßen gut, so lange wie möglich vergessen will. NichtSein ist eine das Leben abschließende Tatsache, an der ich nichts ändern kann.
Wann sie eintritt, liegt im Ausmaß meiner Möglichkeiten. Sie sind der Wirkstoff, der die Zeit moduliert, die an mir haftet. Der ich anhafte. Inzwischen kann ich mir aussuchen, ob ich in Panik verfalle, mich in Verzweiflung stürze oder ein Gleichgewicht suche, das mich heran ans NichtSein trägt. In es hinein.
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