Leipziger Gespräche 1

Peter Madei: Sie erinnern mich.

Gertie Tesch: Tatsächlich? Woran?

An eine Filmfigur mit Namen Eve. Eve Democracy. In Jean-Luc Godard’s Film „One plus One“.

Den ich kennen sollte?

Das erwarte ich nicht.

Und was ist mit „Sympathie for the Devil“ von den Rolling Stones?

Also doch! Eve!

Gertie. Gertie Tesch.

Was tun Sie dann hier?

Sehen, was sich hier tut.

Ein Zusammenlauf in Leipzigs Mitte, der sich LEGIDA nennt, der Leipziger Ableger von PEGIDA: „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“.

Hören Sie, was sie rufen?

„Wir sind das Volk!“

Und ich lese: „Wirr ist das Volk.“ Wirr‘ ist eine Ableitung von ‚werre‘. Das war dereinst ein Wort für ‚Krieg‘.

Die Leute hier sehen recht friedlich aus.

Friedlich empört. Uneinverstanden.

Mit der Demokratie?

Mit dieser Demokratie.

Gibt es eine bessere?

Das liegt am Volk.

Sie machen es sich leicht.

Ich finde nicht. Ich denke, das Volk versucht, es sich so leicht wie möglich zu machen. Es lebt tagtäglich über seine Verhältnisse und funktioniert das nicht, ist es empört.

Dann sollte es die Wahrheit erfahren.

Die weiß es schon.

Sie müssen es ja wissen. Warum lachen Sie?

Ich lächle.

Worüber? Über die Leute? Über mich?

Das wäre ein Anfang.

Dann sollten wir uns wiedersehen.

Auf jeden Fall.

Am nächsten Montag?

Bis dahin.

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