Leipziger Gespräche 2

Peter Madei: Da sind Sie ja!

Gertie Tesch: On the road again.

Ein Country-Song?

Von Willie Nelson für einen Film: „Honeysuckle Rose“.

Heißt?

„Geißblattrose“, hierzulande ‚Jelängerjelieber‘ genannt.

Wollen Sie mir Hoffnung machen?

Wäre das so schlimm?

Oder den LEGIDA Leuten? Die heute 100 000 werden wollen.

Hier sind vielleicht 5000 und annähernd so viele Polizisten und doppelt so viele Entgegner.

Die Polizei diktiert den Ablauf. Stunden vorher blockiert sie die halbe Innenstadt. Der Platz zwischen Oper und Gewandhaus gleicht einem Hochsicherheitstrakt. Parcours sind vorbereitet, die entlang sich die Demonstranten die Hacken ablaufen und die Kehlen heiser brüllen sollen.

Wären Ihnen Tote und Verletzte lieber?

Das Nein. Aber die Ernsthaftigkeit, die ich in dem ganzen Theater nicht entdecken kann. Ich sehe kein Risiko, außer auf ein paar blutige Nasen. Ist das nicht zu wenig, wenn man wirklich das System in Frage stellen will?

Sie wollen Revolution. Aber Revolution ist blut- und tränenreiche Illusion und keine Lösung.

Sagt wer?

Sagt die Erfahrung. Sagt die Geschichte. Sage ich. Weil Menschen seit tausenden Jahren die gleichen Antriebe haben, die gleichen Lüste und Ängste. Die gleichen guten Absichten. Die gleiche Gier.

Da kann man gar nichts machen?

Mann und Frau.

„Sachsen öffne dich!“, steht auf einem Plakat.

Erinnert mich an „Sesam öffne dich!“

Ein Zauberspruch für eine Höhle voller Schätze.

Zusammengeraubtes. Darüber müsste geredet werden.

Meinen Sie?

Über Räuber und Beraubte.

Mit Journalist:innen? Mit Politiker:innen?

Mit dem Volk.