Leipziger Gespräche 3

Peter Madei: Was wird aus PEGIDA, LEGIDA et cetera?

Gertie Tesch: Allem Anschein nach nichts Neues.

Und aus den wöchentlichen Aufmärschen?

Eskalieren werden sie diesmal noch nicht. Die Politik wird sie aussitzen.

Dem falschen Wohlstand zuliebe.

Auf Dauer funktioniert das nicht. Houellebecq gibt dem abendländischen Frankreich noch sieben Jahre bis zum flächendeckenden Durchbruch eines gemäßigten Islam.

Sie haben die „Unterwerfung“ gelesen.

Ich könnte sie geschrieben haben. Wussten Sie, dass es im Jahr 1914 schon einmal ein Buch mit einer ganz ähnlichen Geschichte gab? Die Satire des Engländers Gilbert Keith Chesterton heißt „The Flying Inn“.

„Das fliegende Wirtshaus“.

Sie schildert die Verhandlungen der beiden führenden europäischen Nationen England und Deutschland nach einem Krieg zwischen Abend- und Morgenland. Den europäischen Unterhändler Lord Ivywood lässt Chesterton sagen: „Wenn es also stimmt, dass wir, der Westen, dem Islam das eine oder andere Licht gegeben haben, indem wir ihn den Frieden und die zivile Ordnung schätzen haben lassen, können wir dann nicht vielleicht auch sagen, dass der Islam seinerseits uns in tausend Dingen den Frieden geben wird und uns ermutigen wird, jenen Fluch zu unterdrücken, der so sehr dazu beigetragen hat, die Tugenden der westlichen Christenheit zu schädigen und zu verwirren?“

Man könnte meinen, Houellebecq habe PEGIDA erfunden.

Jedenfalls zu Papier gebracht, was Rassisten und Nationalisten im Geist verbindet.

Anfang Dezember reagierte der SPIEGEL auf PEGIDA mit dem beruhigenden Hinweis, dass derzeit nur 0,1 Prozent Muslime in Sachsen leben. Ich weiß nicht, woher die schlauen Leute immer wieder ihre Dummheit nehmen?

Das ist genetischer Opportunismus.

Sie sind die Expertin.