„Wissen und Macht des Menschen fallen zusammen, weil Unkenntnis der Ursache über deren Wirkung täuscht“, schrieb Francis Bacon, englischer Philosoph und Staatsmann (beides schloss sich damals noch nicht aus) vor 400 Jahren.
Vor ungefähr 150 Jahren nahm Wilhelm Liebknecht, ein Mitbegründer der deutschen Sozialdemokratie, Bacons Einsicht auf: „Wissen ist Macht, Wissen gibt Macht, und weil es Macht gibt, haben die Wissenden und Mächtigen von jeher das Wissen als ihr Kasten-, ihr Standes-, ihr Klassenmonopol zu bewahren und den Nichtwissenden, den Ohnmächtigen vorzuenthalten gesucht.“
Vor ungefähr 50 Jahren schrieb der französische Philosoph Michel Foucault, „dass es keine Machtbeziehung gibt, ohne dass sich ein entsprechendes Wissensfeld konstituiert, und kein Wissen, das nicht gleichzeitig Machtbeziehungen voraussetzt und konstituiert“.
„Wissen ist Macht“, bedeutet demnach nicht, dass Wissen die Menschheit zu einer vernünftig agierenden Gemeinschaft macht, sondern ein hierarchisches System etabliert, in dem die besser Positionierten mit den BeHerrschenden an der Spitze zuallererst selbst gut leben und ihre Positionen erfolgreich halten und stabilisieren können. Damit etablieren sie gleichzeitig den wichtigsten Grund für regelmäßige und eskalierende Konflikte.
Wissen hat also noch niemanden über seine genetischen und sozialen Prägungen hinaus demütiger und gemeinsinniger gemacht, jedoch durchaus anfälliger für egozentrische Veranlagungen wie Geiz und Gier.
Alles darüber hinaus erweist sich leider immer wieder als fatale Illusion. Zum Beispiel ein globaler Frieden. Zum Beispiel ein globales Ende des Hungerleids. Zum Beispiel das Ende von Rassismus und Nationalismus. Zum Beispiel der freiwillige Verzicht auf den Homunculus.