gute böse Welt

Gut und böse, richtig und falsch verlocken dazu, die Welt einfach und klar zu sehen. Leider nur scheinbar entspricht das der Wirklichkeit, denn diese Antonyme beruhen auf Zielen, Interessen und Weltbildern, die wir haben. Meine These ist, dass das Universum weder Ziele noch Interessen hat und schon gar kein Bild von sich. All das kommt erst in einem gewissen Ausmaß von Struktur und Komplexität ins Weltgeschehen.

Wenn die Erfahrungen der menschlichen Spezies, die aus dem Selbstverständnis ihrer Individuen gewonnen werden, in die Entdeckung münden, dass das eigene Leben umso besser gelingt, je besser Entscheidungen und Handlungen die Wirklichkeit beachten, halte ich es durchaus für sinnvoll, Ziele zu haben, zum Beispiel die Zukunft, um mir so viel wie möglich davon zu sichern, anstatt mit Zufall und Notwendigkeit durch Raum und Zeit zu treiben.

Zu einem solchen Entschluss gehört für mich auch die demütige – nicht demütigende! – Einsicht, dass ich der Wirklichkeit niemals habhaft werden kann, sondern, dank meiner körperlichen Beschaffenheit, immer nur Abbilder von ihr wahrnehme. Allerdings bin ich darüber hinaus, wie keine andere Spezies auf dem Planeten, in der Lage, mit Hilfe der vorhandenen Umgebung meine Einsichtsfähigkeit zu erweitern und bewusst auf dieses Ziel hin zu leben.

Hier und da gelingt das, doch bin ich gleichzeitig in der Lage, mir und anderen das Leben schwer zu machen, und das tun Menschen unentwegt und mit entsetzlicher Rücksichtslosigkeit. Sind das die berühmt-berüchtigten ‚zwei Seelen in der Brust‘, mit denen wir Lebensweisen erschaffen, die uns schneller in Frage stellen, als die Wirklichkeit es ohne unser Zutun würde? Kommt daher die Lust zu einer Lebensfeindlichkeit, mit der wir eine lebenswerte Zukunft in die Ferne rücken und lieber Apparate konstruieren, mit denen wir samt der Illusion, irgendwo in leblosen Weiten aufs Neue Fuß zu fassen, davonkommen wollen?

Das ist mit Gut-und-böse-Schubladen, mit Richtig-und-falsch-Wahrheiten, in einer Welt des Werdens und Verschwindens, in der wir, auseinander-und-zusammenlebend, jeden noch so zauberhaften Anfang möglichst schnell zum Ende bringen, ressourcenschonender zu haben.

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