Gilles Deleuze

Der französische Philosoph Gilles Deleuze (1925 bis 1995) schrieb in den 1970er Jahren, in denen die Anfänge des Internet liegen, einen Essay über das Rhizom. Das ist ein pflanzliches Wurzelgeflecht. Für ihn ist es eine Metapher für die Organisation des Wissens und der Gesellschaft und in dieser Bedeutung eine sinnvolle Alternative zum Baum, dem Vorbild für die Hierarchien, die wir in die Welt setzen: „Welche Anmaßung des Staates, das verinnerlichte Bild der Weltordnung zu sein und den Menschen zu verwurzeln.“ Die Funktion eines Netzes ist, zu widerstehen und zu erschaffen.

Die Erfindung der Philosophie erklärt Deleuze aus der geopolitischer Lage des antiken Griechenland. Das „griechische Wunder“ fand statt, weil die Griechen im Verhältnis zur Weisheit der sie umgebenden Völker die Position von Nicht-Weisen einnahmen. Mit feiner Ironie nannten sie sich Philosophen: Freunde der Weisheit.

„Ein Philosoph macht denkbar, was nicht denkbar ist, so wie Maler nicht das Sichtbare wiedergeben, sondern etwas sichtbar machen, was bis dahin nicht gesehen wurde. Und während der Maler Farben und Striche zu Bildern komponiert, muss der Philosoph in seiner Arbeit Begriffe erfinden.“

Mit dem Begriff vom ‚LinksSein‘ grenzte Deleuze sich gegen Ideologen und Politiker ab. „Ich denke, es gibt keine Linksregierungen. LinksSein bedeutet die Umkehr der Wahrnehmung von der Welt, [nämlich] von der Erde, vom Globalen immer weiter herab zu sich. Es bedeutet zu wissen, dass alle Welt Minderheit ist und dass sich ebenda alle Phänomene des Werdens abspielen. Mehrheit ist ein leeres Maß.“ Hinzu fügt er: „Deshalb hatten auch alle Denker so ihren Zweifel, was die Demokratie angeht.“

Mit dem letzten Buchstaben des Alphabets, dem „Z“, das in seinem Namen steckt, begründete Deleuze den Anfang von Allem: „Z ist das Zickzack, Z wie Verzweigung. Es ist vielleicht die allerste Bewegung, die die Erschaffung der Welt eingeleitet hat. Die Physik beschreibt das Phänomen der Dunkelentladung zwischen zwei Potenzialen, ein dunkler Vorbote, mit dem, als er sich abzeichnet, die beiden Potenziale in einen Zustand der Reaktion kommen. Zwischen ihnen blitzt es auf, das Z. Der Urknall ist das Z. So erwacht die Welt.“