Greta Thunberg

„Ich sehe die Welt etwas anders, aus einer anderen Perspektive“, erklärte die 15jährige Schwedin Greta Thunberg 2018 in einem Fernsehinterview. Ein paar Wochen zuvor entschied sie, die Schule zu schwänzen und setzte sich mit einem Plakat „SKOLSTREJK FÖR KLIMATET“ vor das schwedische Parlament. Mit acht Jahren hatte sie das erste Mal vom Klimawandel erfahren. Sie bekam Essstörungen und Depressionen. Als sie Zwölf war, wurde bei ihr Autismus diagnostiziert.

Ihr Klima-Engagement half, Essstörungen und Depression zu überwinden. Aus ihrem „Schulstreik für das Klima“ erwuchs die weltweite Bewegung „Fridays for Future“. Kein halbes Jahr später demonstrierten weltweit über 1,4 Millionen für ernsthafte Maßnahmen gegen die Klimakrise.

Im Herbst 2019 sagte sie vor dem UN-Klimagipfel in New York den Demonstrierenden: „Dies ist ein Notfall. Unser Haus brennt! Es ist nicht nur das Haus der jungen Leute. Wir leben alle hier. Wir sind alle betroffen. Wir werden nicht einfach dastehen und zuschauen. Wir stehen gemeinsam hinter der Wissenschaft. Wir werden alles machen, was wir können, um diese Krise daran zu hindern, schlimmer zu werden. Warum sollen wir für eine Zukunft lernen, die uns weggenommen wird? Die gestohlen wurde, um damit Profit zu machen.“

Drei Tage später stellte sie die versammelten Staatsoberhäupter zur Rede: „Ihr habt meine Träume und meine Kindheit mit euren leeren Worten gestohlen. Und doch bin ich eine der Glücklichen. Menschen leiden. Menschen sterben. Ganze Ökosysteme kollabieren. Wir stehen am Anfang eines Massensterbens, und alles, worüber ihr reden könnt, sind Geld und Märchen über ewiges Wirtschaftswachstum. Wie könnt ihr es wagen!“

Klarer als die meisten erkennt sie, was die globale Erwärmung für die Zukunft ihrer Generation bedeuten, sagt der Klimaforscher Stefan Rahmstorf über Thunberg. Der Publizist und Politologe Albrecht von Lucke betont die „existenziellen Ernsthaftigkeit“ ihrer Sprache. Die stehe in Kontrast zur Ironie, mit der eine „pubertäre Spaßgesellschaft“ Zukunftsängsten begegnet.

„Ich mag es nicht, wenn Menschen das eine sagen und das andere machen“, sagt sie und fordert zivilen Ungehorsam, um einen Systemwechsel zu erwirken. Was sie selber tut? Nicht mehr fliegen, vegan leben, nur noch Nötiges kaufen und auf Leute in Machtpositionen Druck ausüben.

„Unser Haus brennt noch immer“, sagt sie 2020 Managerinnen und Politikern auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. „Eure Untätigkeit heizt die Flammen stündlich an. Wir sagen euch immer noch, dass ihr in Panik geraten und so handeln sollt, als ob ihr eure Kinder über alles liebt.“ Das hört sich resigniert an, ist es aber nicht.

Schon Immanuel Kant (1724 bis 1804) hat das „als ob“ bedacht, und der Philosoph Hans Vaihinger (1852 bis 1933) hat es vor mehr als 100 Jahren in seinem Hauptwerk „Die Philosophie des Als Ob“ erklärt. Selbst wenn die Liebe (zu eigenen Kindern) nur eine Fiktion ist, kann sie mit eigen(verantwortlich)em Handeln eine Tatsache werden, die (beispielsweise) Klimabewusstsein schafft.