Der amerikanische Linguist Noam Chomsky (geb. 1928) plädiert dafür, den menschlichen Geist als etwas Gegenständliches anzusehen, in dem sich mentale Zustände, Überzeugungen oder Zweifel manifestieren. Einen Großteil der späteren Ausformung des Geistes hält er schon bei Geburt für angelegt. Aus seiner Forschung leitet er einen menschlichen Sprachinstinkt her und schließt nicht aus, dass wir auch einen angeborenen Moralinstinkt besitzen.
Im Alter von 36 Jahren protestierte Chomsky gegen den Vietnamkrieg und kritisierte die US-amerikanische Außenpolitik. 2002 überführt er mit der Schrift „Media Control – Wie die Medien uns manipulieren“ die scheinbar freien Medien der USA mit ihrer Berichterstattung über Kuba, Nicaragua, den Nahost-Konflikt, den Krieg im Kosovo, die Menschenrechte oder die Globalisierung, der aktiven Mitwirkung an einer hegemonialen Staatsdoktrin: „Das westliche Bekenntnis zur Pressefreiheit ist angesichts […] des Eifers, mit dem die Medien sich durch Manipulation, Indoktrination und Kontrolle in den Dienst der Mächtigen und Privilegierten stellen, äußerst fragwürdig.“
Gleichzeitig entlarvt er einen von den USA legalisierten und von der CIA vollstreckten Staats-Terrorismus als fortwährende politische Praxis gegen wirtschaftliche und gesellschaftliche Unabhängigkeitsbemühungen wo immer auch und wägt ihn gegen die Ambitionen der sogenannten „Schurkenstaaten“ ab. Da ist es nur noch ein kleiner Schritt zu einer nachhaltigen Systemkritik: „In einer funktionierenden kapitalistischen Gesellschaft wird alles zur Ware, auch die Freiheit: Man genießt davon so viel, wie man sich leisten kann, und wer es sich leisten kann, wird auf gute Bevorratung achten.“
Schließlich sieht Chomsky den Geist nicht als monolithisches Gebilde, sondern als eingeschränkt miteinander kommunizierende spezialisierte Subsysteme. Das würde den Widerspruch zwischen unseren (guten) Absichten und unserem (häufig entgegengesetzten) Handeln erklären. Sein Fazit ist ernüchternd, doch nicht ohne Zuversicht: „Der Mensch ist das einzige Gattungswesen, das eine Geschichte besitzt. Ob es auch eine Zukunft hat, wird von den Chancen popularer Bewegungen abhängen, die in allen Bereichen der Bevölkerung verwurzelt sind und Werte vertreten, welche in der jetzigen gesellschaftlich-politischen Ordnung unterdrückt oder marginalisiert werden: Gemeinschaftlichkeit, Solidarität, Umweltbewusstsein, kreative, selbstkontrollierte Arbeit, unabhängiges Denken und wirkliche demokratische Beteiligung an den verschiedenen Formen des Zusammenlebens.“